Man hilft sich, wo man kann
Freundschaft ist nicht der Gegenentwurf zum Egoismus, sondern dessen erweiterte Form. Max Horkheimers Rackettheorie kann helfen, diese sanfte Art der Korruption zu verstehen.
In der bürgerlichen Gesellschaft gilt das Gesetz der Selbsterhaltung. Wer es nicht befolgt, geht unter. So lehrt es Machiavelli für die Politik, Adam Smith für die Wirtschaft, Nietzsche für das Denken und neoliberale Adepten für das ganze Leben. Man ist allein, auf sich gestellt, und wo man auf andere trifft, sollte man auf der Hut sein. Sie wollen einen vermutlich übers Ohr hauen, weshalb man ihnen besser zuvorkommt. Man muss tricksen, lügen und beiseiteräumen, argwöhnisch sein, strategisch denken und kommunizieren, um die eigene Position zu verbessern oder sie zumindest zu halten. In einer solchen Welt scheint kaum Platz für Freundschaft, die von Zugewandtheit, Rücksicht und der Einbeziehung des anderen lebt. Manche sehen in ihr daher ein Korrektiv, das in die Eiswüste des Egoismus ein wenig Wärme und Güte bringt. Aber würde sie die Welt tatsächlich besser machen? Würde sich überhaupt etwas ändern? Oder ist Freundschaft längst Teil des Prinzips Selbsterhaltung, das sie durch einen erweiterten Egoismus zementiert?
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