Mom Shaming
Dass es mit Solidarität unter Frauen oft nicht ganz einfach ist, wusste bereits Friedrich Nietzsche.
„Ach, du backst gar nicht selber? Na ja, am Geburtstag gehen ja auch mal Schokoküsse, nicht?“ Manche Mütter, oft berufstätig, aber nicht immer, mögen solche spitzen Bemerkungen und kalten Herablassungen kennen. Geäußert werden sie, wie beiläufig, von anderen Müttern, die natürlich selber backen und die reich verzierte, aufwendige Torte zum dritten Geburtstag des Nachwuchses, ebenfalls wie beiläufig, auf den Gemeinschaftstisch der Kita stellen, um dann noch für alle hörbar zu verkünden, dass man das Kind an diesem Festtage natürlich schon mittags abhole.
Wie ist ein solches Verhalten zu erklären, das unter dem Label „Mom Shaming“ firmiert? Eine Antwort findet sich bei Friedrich Nietzsche: Hat „jemals ein Weib selber schon einem anderen Weibskopfe Tiefe, einem Weibsherzen Gerechtigkeit zugestanden? Und ist es nicht wahr, dass im Grossen gerechnet, ‚das Weib‘ bisher vom Weibe am meisten missachtet wurde – und ganz und gar nicht von uns?“ Manchmal sprechen ausgerechnet Frauenfeinde erhellende Wahrheiten aus. •
Weitere Artikel
Rainer Forst: „Solidarität ist kein Wert an sich“
Durch Flaggen, Appelle oder Konzerte bekunden derzeit viele ihre Solidarität mit der Ukraine. Doch was ist Solidarität überhaupt? Der Philosoph Rainer Forst plädiert dafür, Solidarität auf der gemeinsamen Menschenwürde zu gründen, und mahnt, dass der Begriff als ideologische Fabrikation gerade in Kriegszeiten auch eine Gefahr sein kann.

Utopien gehen durch den Magen
Die Revolution beginnt am Esstisch, denn nirgendwo sind Individuum und Gesellschaft spürbarer miteinander verknüpft als dort. Dass der Traum von einer anderen gastronomischen Weltordnung schmecken muss, wussten bereits Rousseau und Nietzsche.

Von TikTak zu TikTok
Popsongs werden zunehmend passgenau für Online-Plattformen wie TikTok und Spotify produziert. Klingt nach einer weiteren Landnahme großer Digitalkonzerne. Doch wusste bereits Nietzsche, dass die Kunst seit jeher Nützlichkeitskriterien folgt. Schließlich sollte schon die antike Lyrik vor allem eins sein: ein Ohrwurm.

Machen Krisen uns stärker?
Was mich nicht umbringt, macht mich stärker“, formuliert Friedrich Nietzsche. Aber woran entscheidet sich, ob wir an Schicksalsschlägen scheitern – oder reifen? Was unterscheidet gesunde Widerständigkeit von Verdrängung und Verhärtung? Machen Krisen kreativer? Ermöglichen allein sie wahre Selbstfindung? Oder wären solche Thesen bereits Teil einer Ökonomisierung des Daseins, die noch in den dunkelsten Stunden unserer Existenz nach Potenzialen der Selbstoptimierung fahndet?
Wolfram Eilenberger legt mit Nietzsche frei, wie man existenzielle Krisen nicht nur überleben, sondern für sich nutzen kann. Ariadne von Schirach singt dagegen ein Loblied auf den Menschen als ewiges Mangelwesen, und im Dialog mit dem Kulturtheoretiker Thomas Macho sucht Roger Willemsen nach dem Gleichgewicht zwischen beschädigter Existenz und Liebe zur Welt.
Nachhaltiger Konsum: Zwischen Wissen und Wollen
Die Modeplattform Zalando befragte ihre Kunden und stellte fest: Viele befürworten zwar nachhaltige Kleidung, kaufen aber preisgünstige Massenware. Wie solch ein „Attitude-Behaviour-Gap“ entsteht, wusste bereits Aristoteles.

Friedrich Liechtenstein - Der Kultige
Lässig, selbstironisch, stilsicher: So präsentierte sich Friedrich Liechtenstein bereits in seinem Edeka-Kultsong „Supergeil“, der den ehemaligen Puppenspieler über Nacht berühmt machte. Im Sommer ist sein Konzeptalbum „Bad Gastein“ erschienen, eine Hommage an Falco, Kraftwerk und Herman Melvilles Figur Bartleby. Trash oder Hochkultur, das ist hier die Frage
Friedrich Nietzsche und die Geschichte
Für Friedrich Nietzsche fußte der Umgang mit der Geschichte auf der Fähigkeit, „eine monumentalische, eine antiquarische und eine kritische Art der Historie zu unterscheiden“. Was das bedeuten soll? Wir klären auf!

Bahnstreik: Systemrelevant war gestern
Aufgrund des GDL-Streiks stehen im ganzen Land Züge still. Wer sich nun über die Lokführer empört, lässt jedoch nicht nur gebotene Solidarität vermissen, sondern verfängt sich auch in einem Widerspruch, den bereits Roland Barthes in seinen Mythen des Alltags beschrieb.
