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Bild: Die Linke (CC BY 2.0)

Impuls

Politische Fehlermeldung

Dominik Erhard veröffentlicht am 12 Januar 2021 4 min

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow gestand jüngst ein, dass er im politischen Umgang mit der Pandemie Fehler gemacht hat. Solch ein offener Umgang mit Selbstkritik wurde von vielen nicht als Schwäche, sondern Stärke verbucht. Das zeigt: Unser Verständnis von Autorität befindet sich derzeit in einem bemerkenswerten Wandel.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) gestand jüngst in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass er zuletzt grundlegende Fehler im Pandemie-Management gemacht habe. „Die ständige Wahl milderer Mittel hat uns auf einen bitteren Weg geführt“, gab er zu und räumte des Weiteren ein, dass er dem Drängen Angela Merkels auf härtere Maßnahmen hätte nachgeben sollen: „Die Kanzlerin hatte Recht und ich hatte Unrecht.“

In den sozialen Medien äußerten sich daraufhin zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer positiv über den transparenten Umgang Ramelows mit seiner folgenreichen Fehleinschätzung. Noch immer sei so etwas unter Politikerinnen und Politiker die Ausnahme und besonders in einem Jahr bemerkenswert, in dem die Bundestagswahl ansteht, wodurch viele Politikerinnen und Politiker die Pflege des eigenen Images über die Verantwortung für die Sache stellten. Am Schuldeingeständnis Ramelows sowie den Reaktionen darauf zeigt sich eindrücklich, dass die immer noch weit verbreitete Vorstellung, Autorität speise sich aus einer Aura der Unfehlbarkeit und Unnachgiebigkeit kaum mehr zeitgemäß ist. Denn unser Verständnis von Autorität befindet sich derzeit – aus guten Gründen – im Wandel.

 

Gott, König, Vater

 

Wie die Philosophin und Chefredakteurin der Sonderausgaben des Philosophie Magazins Catherine Newmark in ihrem Buch Warum auf Autoritäten hören? (Duden, 2020) anschaulich nachgezeichnet hat, galten als Autoritäten lange Zeit diejenigen Personen, die von göttlicher Stelle oder „naturgemäß“ mit Macht ausgestattet waren und diese im Bewusstsein der Unfehlbarkeit ausübten. Im 17. Jahrhundert schrieben Philosophen wie Robert Filmer Autorität deshalb ausschließlich dem allmächtigen Gott, Königen sowie Vätern zu. Die Begründung: Während Gott allwissend und mit unverbrüchlich richtigen Handlungen über die Welt herrscht, tun dies Könige als dessen irdische Repräsentanten und direkte Nachfahren Adams über Länder sowie Väter als Mini-Könige über ihre haushaltsgroßen Reiche. Gott, Königen und Vätern war in jener Zeit also gemein, dass ihnen allein durch ihre Position autoritäre Macht zukam, die für alle anderen unhinterfragt zu akzeptieren war. 

Doch hat sich das Autoritätsverständnis seitdem freilich gewandelt. So widmete John Locke seine Zwei Abhandlungen über die Regierung aus dem Jahr 1689 gänzlich dem Verriss von Filmers acht Jahre zuvor erschienenen Buch Patriarcha und setzt dessen Herleitung monarchischer Macht durch die direkte Abstammung von Adam die Idee entgegen, dass alle Menschen gleich, frei und vernunftbegabt geboren seien und sich durch vertragliche Vereinbarung auf eine Regierungsform einigten. Weitere Dellen erhielt die Idee der göttlich-königlich-väterlichen Autorität durch Denker wie Baruch de Spinoza, der die Bibel in seinem Werk Tractatus theologico-politicus nicht mehr als Wort Gottes, sondern als ein Dokument verstand, das von Menschen für menschliche Zwecke verfasst wurde.    

Allerdings wäre es laut Newmark trotz der triftigen Kritik am Autoritätsbegriff falsch, das Konzept gänzlich zu verwerfen. So argumentiert sie für ein positives Verständnis von Autorität, das im Sinne des Philosophen Hans-Georg Gadamer nicht von einem „Akt der Unterwerfung“, sondern von einem „Akt der Anerkennung und Erkenntnis“ ausgeht. Einer Erkenntnis nämlich, die von der schlichten Tatsache herrührt, dass wir eben „keine vollkommen rationalen und autonomen Subjekte“ sind, sondern „eine Tierart“, die in Abhängigkeitsverhältnissen lebt, so Newmark. Oder anders ausgedrückt: Niemand ist in allen Bereichen des Lebens eine Autorität, sondern muss Verantwortung abgeben, wenn er sich nicht lächerlich machen oder, schlimmer noch, bis zur Überlebensunfähigkeit überfordern will.

 

Neue Debattenkultur

 

So täte es laut Newmark der Autorität eines Elternteils im Hinblick auf die Durchsetzung von Tischmanieren keinen Abbruch, wenn der Nachwuchs das neue WLAN-Modem einrichten würde. Noch immer könnten Mutter oder Vater berechtigterweise einfordern, dass die Spaghetti nicht mit der Schere geschnitten werden, obwohl keiner von ihnen weiß, was eine „IP-Adresse“ ist. Wir alle gäben in diesem Sinne täglich Autorität ab. Allein der Gang in den Supermarkt beinhalte immerhin bereits die Annahme, dass andere Menschen mehr und bessere Waren herstellen können als man selbst. Wer in einem Bereich als Autorität gelten will, muss nicht auch in allen anderen eine solche sein und es auch nicht – wie der Fall Ramelow zeigt – ununterbrochen in seinem eignen sein. Autorität meint also eben dezidiert nicht mehr Unfehlbarkeit, sondern erfordert die Fähigkeit zur Selbstkorrektur und einem produktiven Umgang mit Fehlern. 

Dementsprechend besteht die dialektische Volte dieses Verständnisses von Autorität darin, dass sie es überhaupt möglich macht, Fehler öffentlich einzugestehen – ohne, dass dies direkt zum Verlust von Autorität führt, sondern diese im Gegenteil sogar noch untermauert werden kann. Offenbart sich das offene, selbstgewählte Eingeständnis von Verfehlungen in einer überkomplexen Welt doch zunehmend als Schlüsselqualifikation für verantwortungsvollen Handeln. Insofern kann man, ganz gleich wie man politisch zu Ramelow steht, nur hoffen, dass sein Beispiel Schule macht. Denn auch für die gesellschaftliche Debattenkultur wäre solch eine Fehlerkultur ein enormer Gewinn. •

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