Schöne Ödnis
Nichts fürchtet der moderne, sinnverliebte Mensch so sehr wie die Langeweile. Dabei beschert sie uns die basalste bittersüße Erfahrung des Seins.
Die Langeweile ist eine unangenehme Leere. Die Zeit fließt quälend langsam dahin wie zäher Honig. Manchmal ist der Stillstand gar so unerträglich, dass man zu Tode gelangweilt ist und es scheint, als würde die Zeit nur durch Totschlagen noch fortgehen. Langeweile ist nicht mit Apathie zu verwechseln, in der der Wunsch nach Befriedigung bereits erloschen und völliger Teilnahmslosigkeit gewichen ist. Wer gelangweilt ist, ist es, weil es ein ungestilltes Verlangen gibt. Der Gelangweilte dürstet nach Erregung – einem Satz, der den Geist kitzelt, einer Aktivität, die den Körper befriedigt, einem schönen Anblick, auf dem das Auge ruhen kann. Aber stattdessen: Leerlauf, Ödnis.
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