Thomas Macho: "Was passiert, wenn wir uns in ein Bild verwandeln?"
Brustvergrößerung, Bulimie, Botox: Die Arbeit am Körper nimmt besorgniserregende Ausmaße an. Ein Gespräch mit dem Kulturhistoriker Thomas Macho über die Qualen des Schönseinwollens und die ganz eigene Ästhetik des Leidens
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Gibt es einen guten Tod?
Kein Mensch entgeht dieser Frage. Für die meisten bleibt sie mit Angst behaftet. In den aktuellen Debatten zur Sterbehilfe wird über den guten Tod vor allem im Sinne des guten Sterbens und damit reiner Machbarkeitserwägungen verhandelt. Wo liegen unvertretbare Leidensgrenzen? Hat der Mensch das Recht, selbst über sein Ende zu bestimmen? Gibt es den wahrhaft frei gewählten Suizid überhaupt? Im Zuge dieser Konzentration auf das Sterben geraten die lebensleitenden Fragen aus dem Blick. Wie gehen wir mit der eigenen Endlichkeit und der unserer Nächsten um? Können wir uns mit dem Tod versöhnen? Wie sieht eine menschliche Existenz aus, die ihr Ende stets verdrängt? Oder ist das bewusste Vorauslaufen in den Tod – wie es beispielsweise Sokrates oder Heidegger behaupten – nicht gerade der Schlüssel zu einem gelungenen Dasein? Mit Beiträgen unter anderem von Svenja Flaßpöhler, Reinhard Merkel, Philippe Forest, Thomas Macho und David Wagner
Was weiß mein Körper?
Die Frage irritiert. Was soll mein Körper schon wissen? Ist das Problem denn nicht gerade, dass er nichts weiß? Weder Vernunft noch Weisheit besitzt? Warum sonst gibt es Gesundheitsratgeber, Rückenschulen, Schmerztabletten, viel zu hohe Cholesterinwerte. Und wieso gibt es Fitness-Tracker, diese kleinen schwarzen Armbänder, die ihrem Träger haargenau anzeigen, wie viele Meter heute noch gelaufen, wie viele Kalorien noch verbrannt werden müssen oder wie viel Schlaf der Körper braucht. All das weiß dieser nämlich nicht von selbst – ja, er hat es bei Lichte betrachtet noch nie gewusst. Mag ja sein, dass man im 16. Jahrhundert von ganz allein ins Bett gegangen ist. Aber doch wohl nicht, weil der Körper damals noch wissend, sondern weil er von ruinöser Arbeit todmüde und es schlicht stockdunkel war, sobald die Sonne unterging. Wer also wollte bestreiten, dass der Körper selbst über kein Wissen verfügt und auch nie verfügt hat? Und es also vielmehr darum geht, möglichst viel Wissen über ihn zu sammeln, um ihn möglichst lang fit zu halten.
Kann ich so gehen?
Ist es möglich, sich mit der eigenen Sterblichkeit zu versöhnen? Für den Schriftsteller David Wagner und den Kulturwissenschaftler Thomas Macho ist dies die Schlüsselfrage unserer Existenz. Ein Gespräch über fragile Leiber, letzte Worte und die Verantwortung eines befristeten Daseins.
Und was, wenn die Wunde niemals heilt?
Heute jährt sich der Todestag von Roger Willemsen zum 7. Mal, der seither schmerzlich vermisst wird. In diesem Dialog mit dem Kulturwissenschaftler Thomas Macho sprach Willemsen 2015 über Narben, Falten, Schicksalsschläge und die Möglichkeit, sich die Welt wieder anzueignen.

Machen Krisen uns stärker?
Was mich nicht umbringt, macht mich stärker“, formuliert Friedrich Nietzsche. Aber woran entscheidet sich, ob wir an Schicksalsschlägen scheitern – oder reifen? Was unterscheidet gesunde Widerständigkeit von Verdrängung und Verhärtung? Machen Krisen kreativer? Ermöglichen allein sie wahre Selbstfindung? Oder wären solche Thesen bereits Teil einer Ökonomisierung des Daseins, die noch in den dunkelsten Stunden unserer Existenz nach Potenzialen der Selbstoptimierung fahndet?
Wolfram Eilenberger legt mit Nietzsche frei, wie man existenzielle Krisen nicht nur überleben, sondern für sich nutzen kann. Ariadne von Schirach singt dagegen ein Loblied auf den Menschen als ewiges Mangelwesen, und im Dialog mit dem Kulturtheoretiker Thomas Macho sucht Roger Willemsen nach dem Gleichgewicht zwischen beschädigter Existenz und Liebe zur Welt.
Thomas Piketty - Kapitalismuskritiker ohne Marx
Kürzlich ist das monumentale Werk „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ des Verteilungsökonomen Thomas Piketty in den USA erschienen. „Das vielleicht wichtigste Wirtschaftsbuch des Jahrzehnts“, so der Nobelpreisträger und Wirtschaftswissenschaftler Paul Krugman.
Sterben in Zeiten der Pandemie
Der Tod ist in der Corona-Krise so präsent wie lange nicht. Und doch ist unser Umgang mit ihm geprägt von Abwehr und Angst – mit schwerwiegenden Folgen. Ein Denkanstoß von Thomas Macho.
Die Grenze des Verzeihbaren
Was moralische Schuld ist, wird fragwürdiger, je genauer man hinsieht. Und doch gibt es Situationen, in denen nur noch eines hilft: der radikale Kontaktabbruch. Die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff und der Kulturwissenschaftler Thomas Macho über Zorn, komplexe Selbstverhältnisse und letzte Auswege.
