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Bild: © Tim Sonntag für Philosophie Magazin

Buch des Monats

Für die Freiheit, gegen den Libertarismus

Elisa Primavera-Lévy veröffentlicht am 20 September 2024 3 min

Der Historiker Timothy Snyder attackiert das libertäre Denken – und zeigt, dass eine bloß „negative Freiheit“, verstanden als Beseitigung staatlicher Hindernisse, die USA an den Abgrund treibt.

 

Sind die USA noch das „Land der Freien“, wie es in ihrer Nationalhymne heißt? Timothy Snyder bezweifelt es in seinem neuen, höchst anregenden Buch. Rund 50 Länder, in denen es weder Wählerunterdrückung durch Masseninhaftierung noch Wahlkampfspenden von Konzernen gibt, schneiden bei bürgerlichen und politischen Freiheiten besser ab. Berücksichtigt man andere Kriterien wie Gesundheitsversorgung und Mobilität, sieht es für die USA noch düsterer aus.

Der an der Yale University lehrende Professor für Geschichte versucht in Über Freiheit vieles und auf den ersten Blick Disparates: Mit Frantz Fanon, Václav Havel, Leszek Kołakowski, Edith Stein und Simone Weil skizziert er eine auf Anerkennung des „Leibs“ basierende Philosophie der Freiheit. Außerdem reflektiert Snyder, der mit Bestsellern wie Über Tyrannei und Bloodlands weltweit bekannt wurde, die geistigen Voraussetzungen des osteuropäischen Freiheitskampfs und gibt eine praktische Antwort auf die Frage, wie ein besseres Amerika aussehen könnte. Es ist ein für Amerikaner geschriebenes Buch – und ein zutiefst antiamerikanisches, denn Snyder attackiert, oft polemisch, die in den USA zum Common Sense gewordene Form der negativen Freiheit, den Libertarismus.

Negative Freiheit sei die falsche Idee, dass sich – nach dem Wegfall staatlicher Schranken – die Freiheit von selbst einstellen werde: „Ein Hindernis beseitigen; keine moralischen Erwägungen anstellen; keine Institutionen planen; Wunder erwarten“. Wird die negative Freiheit ins Extrem getrieben, schaffe man eine „oligarchische Wende“ und eine Tyrannei der Rücksichtslosen, die unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts zu „Sadopopulismus“ und in die Klimakatastrophe führe. Nützlich sei staatliche Untätigkeit nur für eine Handvoll kaum besteuerter Ultrareicher, die an die höhere Macht des „freien Markts“ glaubten. Ein Markt, der die Dinge für sie und alle zum Besten regle.

 

Freiheit ist harte Arbeit

 

Ideen sind für Snyder zentral; er nimmt sie bitterernst und unterscheidet sich darin von akademischeren Historikern. Denn Ideen, zu Politik geronnen, beeinflussen das Leben von Millionen: Sein Buch Der Weg in die Unfreiheit. Russland, Europa, Amerika (2018) hatte den Einfluss faschistischen Denkens auf Putins antieuropäische Politik und den Krieg gegen die Ukraine nachgezeichnet. Ganz ähnlich zeigt er jetzt in Über Freiheit, wie die libertäre Agenda die USA in den Abgrund führt.

In fünf Kapiteln entwirft Snyder ein Gegenbild zum deprimierenden Status quo der krassen Ungleichheit. „Souveränität“, „Unberechenbarkeit“, „Mobilität“, „Faktizität“ und „Solidarität“ – jedes Kapitel fragt nach den Bedingungen, die ein freies Leben erst möglich machen, und ist als Ermutigung gedacht: Es liegt in unserer Hand. Das Leben könnte so viel besser sein. Freiheit, so Snyder, ist der solidarische Aufbau von Strukturen, unter denen souveräne Individuen erst gedeihen können. Kein Kind wird frei geboren, sondern geduldig angeleitet und durch die gemeinschaftliche Arbeit vieler Menschen zur Souveränität erzogen. Freiheit negativ als Abbau von Hindernissen zu verstehen, erscheint auch aus diesem Grund absurd. „Unberechenbarkeit“, also die Fähigkeit, etwas Neues zu schaffen, beschreibt Snyder als wichtige Form der Freiheit: Sie bedarf des Lesens, der Inspiration, des Glaubens an Wahrhaftigkeit und an die Bedeutung von Warum-Fragen. Auch „Faktizität“ ist lebensnotwendig: Zählen Tatsachen nichts oder nicht mehr als Meinungen, siegen Geschrei und Durcheinander, letztlich aber der Stärkste. Faktizität erfordert, wie alle Formen der Freiheit, harte Arbeit, Institutionen und vor allem eine lokale Presse.

Für frühere Titel, zum Beispiel Bloodlands, wurde Snyder stark kritisiert, weil er wenig zwischen Stalinismus und Nazismus differenzierte. Auch in Über Freiheit überrascht er mit Engführungen, etwa von nihilistischen Silicon-Valley-Oligarchen und kommunistischen Apparatschiks. Die späte Sowjetunion wird als Menetekel aufgerufen: So wie sie könnte die USA am „Ende der Mobilität“ und an einer geschlossenen Zukunft scheitern. Historiker werden das mit Recht hinterfragen. Für andere können solche kulturtheoretischen Analogien und die große historische Linienführung durchaus erhellend sein. •

 

Timothy Snyder 
Über Freiheit 
Übers. v. Andreas Wirthensohn 
C. H. Beck, 410 S., 29,90 €

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Kommentare

Naja | Donnerstag, 3. Oktober 2024 - 12:54

Also ich sehe Freiheit eigentlich nicht als das Problem an. Ich sehe als Gegenteil von Freiheit Unterdrückung und die Verhinderung von Chancengleichheit. Mit diesem Ansatz kommt man direkt zu Themen wie Bildungssystem und selbständige Tätigkeit. Und insbesondere beim Bildungssystem liegt ja allerhand im argen und damit ist die "Unfreiheit" schon vorgezeichnet. Selbständige Tätigkeit ist durch bürokratischen Aufwand und der Unterwerfung unter "Große" (Konzerne, Parteien, NGOs, etc) kauf noch wirkungsvoll. Im Resultat also Unfreiheit, auch wenn Freiheit  per Verfassung featgeschreiben ist. 

Oliver-August Lützenich | Donnerstag, 3. Oktober 2024 - 17:46

Freiheit von Etwas? Verstanden als unbeeinflusst sein von Allem Anderen / Äusseren, von dem gesamtem UmWelt, ganz ganz ganz allein ich, bloss noch ICH! Was ist das für ein Zustand? Was bedeutet Freiheit dann? So ganz ganz ganz allein, ohne Alles. Mal kurz nachdenken. Und was ist Freiheit zu Etwas? Zu Allem, ohne Rück- und UmSicht. Das ist inEtwa das, was wir hier als ganz natürliches Verhalten (soSein) vorfinden und nachtun. Wir tun, was wir so wollen, was so geht, von zärtlichstem Geborgenheit, bis zum H²-Bombe, dem ultimativen Objekt des zitternd spannenden Selbst-Zerstörung. Wir können das! Das ist super; von dem Erzeugung weiteren daSein durch Sex, bis zum sicheren Massenmord desGleichen, vielleicht danach? Wobei klar ist, das uns Freiheit bislang nur in diesen Extremen gelingt, entweder Freiheit von ganz ganz ganz, ohne, oder Freiheit zu ganz ganz ganz, ohne. Wir sind das daSein "ohne". Ohne das Wissen zum Beispiel, wie es ist, mit. Mit Selbst-Erkenntnis zum Beispiel. Mit dem Tatsachen-Wissen, was das DaSein ist, was die Sonne, Erde-Mond und Planeten und andere Sterne sind, was ein-Es (Mensch) ist, wie dieses ein-Es aufgebaut ist, aus was -Es ist und was -Es so von UnBewusst und UnBekannt so voran treibt oder auch zum Trägheit zwingt, was das Natur so ist, das um uns ist, und auch wir sind.  Tatsachen täten uns sooo gut, und sind Voraussetzung für Freiheit wegg von den Extremen, die uns das Natur bislang, so mit bloss ohne gerade so übrig lässt. "Freiheit" ohne Irgendwas. Ist {Selbst-}Zerstörungs-Handwerk. Wir könnten das bemerken, wenn wir das Geschwindigkeit unserer technischen Findigkeit richtig bewerten würden. Wir glauben (!), und bloss das, das sei ein Erfolg. Nun, die Folgen, egal ob in uns oder um Uns herum, ... Sie bewerten, oder nicht?

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