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Bild: Philomag Redaktion

Adventskalender

Die Kunst, immer recht zu behalten: Kniff Nr. 17

Nicolas Tenaillon veröffentlicht am 18 Oktober 2014 2 min

Hitzige Debatten am Familientisch sind zu Weihnachten keine Seltenheit. Was es da braucht, ist argumentatives Geschick. Die Kunst ist schließlich, nicht nur Recht zu haben, sondern die anderen auch davon zu überzeugen. Unser Adventskalender hält 24 Kniffe bereit, die schon die großen Denker für sich nutzten. Heute: Positive Gemeinplätze verwenden!

 

Das Verfahren

 

Kann man eine Diskussion gewinnen, indem man mit Gemeinplätzen um sich wirft? Ja, vor allem in politischen Diskussionen. In Debatten bezeichnen sich Politiker gern als „entschlossen“, mit der Absicht, eine „zukunftsweisende Politik“ zu realisieren oder ein „pädagogisches Erfolgskonzept“ umzusetzen. Warum funktioniert dieser billige Trick? Einerseits bestärkt man damit die allgemeine Meinung und gibt so den Zuhörern Sicherheit. Um in der Politik zu überzeugen, muss man, wie bereits Aristoteles in seiner Rhetorik schrieb, seine Rede allgemein anerkannten Ideen anpassen. Außerdem verleiht der Rückgriff auf positive Gemeinplätze den Anschein von Besonnenheit. Das Engagement für konkrete gewagte Aktionen kann lediglich eine Minderheit begeistern und kein allgemeines Vertrauen stiften. Außerdem geht man mit Versprechungen das Risiko ein, massiv zu enttäuschen. Um ein Maximum an Individuen zu verführen, lohnt es sich also, der allgemeinen Meinung zu folgen und zu sagen, man sei „für den Frieden“, „für bürgerschaftliches Engagement“, „für eine stabile Entwicklung“, auch auf die Gefahr hin, Banalitäten herunterzuleiern. Kurzum, es gibt Situationen, in denen es gut ist, das Wort zu ergreifen … um nichts zu sagen.

 

Die Abwehr

 

Zeigen Sie, dass das, was Ihr Gegner verkündet, keinerlei Informationswert hat. Fragen Sie ihn, ob er auch das Gegenteil von dem, was er behauptet, sagen könnte. Wenn er dazu offensichtlich nicht in der Lage ist, heißt es, dass das, was er sagt, bedeutungslos ist. Wer würde sich wohl als „zögerlich“ statt als „entschlossen“ bezeichnen, wenn er überzeugen will, oder als Vorkämpfer für ein „programmatisches pädagogisches Versagen“? Aber da Ihr Gegner bloß Banalitäten von sich gibt, ist es noch besser, ihm das Wort abzuschneiden und jenes berühmte Beispiel für einen bedeutungslosen Satz anzuführen: „Wie schon der Geograf André Siegfried [1875-1959] werden Sie uns sicher gleich sagen, dass ,England eine Insel ist, die von allen Seiten von Wasser umgeben ist‘!“ •

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