Klassenarbeit
Von Statushierarchien, Lohnarbeit und dem Ideal eines vernünftigen Miteinanders: Der Philosoph Hanno Sauer, die Soziologin Nicole Mayer-Ahuja und die Schriftstellerin Heike Geißler setzen unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Beschreibungen von Ungleichheit.
Ein Erbe der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ ist der Mythos, Deutschland sei eine klassenlose Mittelschichtsgesellschaft. Wir wissen, dass dem nicht so ist. Hanno Sauer behauptet sogar: „Klasse ist alles, alles ist Klasse. Oder jedenfalls fast.“ Statushierarchien hätten einen noch viel fundamentaleren Einfluss auf Denken, Handeln und Gesellschaft, „als wir ohnehin schon glauben“, schreibt er in seinem Buch Klasse. Sauer ist kein Marxist. Klasse definiert der Philosoph als sozial konstruierte Knappheit. Erst durch diese Knappheit entstünden ein Oben und ein Unten. Die jeweilige Position auf der Rangfolge des Klassengefüges entscheide darüber, wie viel Prestige, Macht und Ressourcen eine Person erhält.
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