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Bild: © aal.photo (Imago)

Impuls

Mein Bauch gehört nicht mir

Eva von Redecker veröffentlicht am 10 Oktober 2022 3 min

Der Körper als Eigentum: So versucht der liberale Feminismus das Recht auf Abtreibung zu verteidigen. Es könnte aber sein, dass genau hier das Problem liegt. Ein Kommentar von Eva von Redecker.

 

Es ist eine Jahrhundertniederlage der feministischen Bewegung: Am 24. Juni 2022 kassierte das US-Verfassungsgericht das Recht auf Abtreibung, das fast 50 Jahre auf Bundesebene bestand. Auch in Europa lassen rechte Wahlerfolge um reproduktive Freiheit fürchten.
Was tun? 

Gewöhnlich lautet der progressive Ausgangspunkt „mein Bauch gehört mir.“ Aber gerade damit sind wir schlecht beraten. Die Idee, wir seien die Besitzer unseres Körpers, bestimmt seit dem 17. Jahrhunderts die politische Philosophie. Aber diese Idee bleibt eine sonderbar unangemessene Beschreibung unserer leiblichen Erfahrung. Hier ein zum Ding degradierter Körper; dort ein zum Herrscher erhobenes Bewusstsein. Wo genau soll diese Linie verlaufen? Gereicht ihr nicht jeder Schweißausbruch – und erst recht jede Schwangerschaft – zum Spott?

Letzteres ist wenig überraschend, denn für Frauen war das Modell ohnehin nie konzipiert. Sie zählten nicht dazu, wenn von freien Individuen als Eigentümern die Rede war. Beziehungsweise, weitaus gravierender: sie zählten dazu, aber eben auf der Seite des Eigentums. Das Hab und Gut freier Männer umfasste auch viele Aspekte des Lebens ihrer Ehefrauen: deren Arbeit, Fortpflanzungsfähigkeit und sexuellen Gehorsam. Für Mägde und Sklavinnen fiel die Bilanz noch schlechter aus. Dennoch war Schwangerschaft schon immer – jedenfalls viel länger, als die Idee des Selbsteigentums existiert – mit Wahlmöglichkeiten verknüpft. Mifepriston ist vorzuziehen, aber abgetrieben wurde auch mit Malve und Mutterkorn. 

 

Bäuche und Vorgärten

 

Man könnte nun meinen, dass das Bauch-Eigentum – wenn auch philosophisch fragwürdig –  derzeit dennoch das beste politische Mittel darstellt, um Selbstbestimmung sicherzustellen. Aber das ist zweifelhaft. Selbst wo Abtreibungsrechte bestehen, können diese – wie Giorgia Meloni es für Italien propagiert – durch Erschwerung des Zugangs unterlaufen werden. Dein Bauch gehört Dir? Eben! Darum ist es auch Dein Problem, ob Du 1000€ aufbringen und hunderte von Kilometern fahren kannst, um einen Abbruch zu ergattern. 

Und das eigentliche Abbruchsrecht lässt sich im Register des Selbsteigentums ebenfalls aushebeln: Nur weil mein Vorgarten mir gehört, darf ich darin ja auch kein Kind erschießen. Alle Anstrengungen der Abtreibungsgegner richten sich folglich darauf, die bizarre katholische Doktrin der Menschenwürde ab Empfängnis als staatliches Recht zu zementieren. Die entsprechende, im 19. Jahrhundert neu aufgelegte päpstliche Bulle wurde 1591 schon einmal, nach nur dreijähriger Pilotphase, als unpraktikabel fallen gelassen. Ob die Hexen doch effektiver waren als wir?

Die von selbsternannten „Lebensschützern“ behauptete Gleichsetzung von ungeborener Protoperson und echter Person geht nicht auf. Der Zellhaufen ist noch weniger souveränes Individuum als jedes geborene Menschentier; embryonales Gewebe existiert nicht unabhängig vom schwangeren Körper. Proto-Person erscheint nur gleich Person, wenn man den Mutterkörper aller Handlungsfähigkeit entkleidet und ihn als willfähriges Eigentum von Embryo und Vater Staat imaginiert. 

 

„Frauen*, Leben, Freiheit“

 

Diesen Blick und seine rechtlichen Umsetzungsmöglichkeiten müssen wir bekämpfen. Frauen, wie alle Menschen, sind überhaupt kein Eigentum. Schon gar nicht von anderen, aber auch nicht von sich selbst. Der mühsam behauptete Selbstbesitz ist ein schlechter Kompromiss, der weder die reale Gesundheitsversorgung garantiert, noch das eingefleischte Patriarchat überwindet. Er hält die Bahnen der Enteigenbarkeit aufrecht. Und er lässt auch die gewollte Schwangerschaft irgendwie kläglich erscheinen. Anstelle von Wunder und schöpferischer Extremleistung tritt eine temporär geduldete Okkupation durch das Baby. 

Dabei lässt sich Freiheit auch anders verstehen denn als Kontrolle eines abgezirkelten Einflussbereichs: etwa als Fähigkeit, den Verlauf des eigenen Lebens zu gestalten. Und sie lässt sich auch anders verteidigen. Die Menschen, die derzeit gegen das iranische Regime protestieren, benutzen den kraftvollen kurdischen Slogan: „Frauen*, Leben, Freiheit“. Genau darum muss es gehen: dass Menschen, die Leben geben können, volle Freiheit gewährt wird. •

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