Mit Buddha on the Road
Mit seinen Büchern machte der Ur-Beatnik Jack Kerouac fernöstliche Weisheitslehren populär – und prägte die US-amerikanische Gegenkultur. Am 12. März 2022 wäre der rastloseste aller Sinnsucher 100 Jahre alt geworden.
Immer wenn ich an das Nichts dachte, sah ich den Mount Hozomeen, und ich verstand“, berichtet der Ich-Erzähler Jack Duluoz in Jack Kerouacs semi-autobiografischem Roman Engel der Trübsal. Einsam starrt der fiktiv-reale Jack auf den Berg und hofft auf Erleuchtung. Im Sommer 1956 hatte Kerouac einen Job als Brandwächter angenommen und eine Hütte auf dem Desolation Peak nahe der kanadischen Grenze bezogen. Seine Aufgabe besteht darin, Waldbrände zu melden. „Desolation“ bedeutet, auf eine Landschaft bezogen, Trostlosigkeit; wenn Menschen gemeint sind, spricht man von Verzweiflung. Hinter Kerouac liegen zu diesem Zeitpunkt etwa 16 Jahre Partys, Drogen, mehrere literarische Manuskripte und Reisen quer durch Amerika, trampend und als blinder Passagier auf Güterzügen. Sein berühmtestes Werk, die Counterculture-Bibel On the Road, ist zwar schon geschrieben, aber noch nicht veröffentlicht. Seiner Gang, die aus den Schriftstellern Allen Ginsberg, William S. Burroughs und anderen besteht, gibt er den Namen Beat Generation. Im Desolation-Peak-Sommer 1956 ist Kerouac 34 Jahre alt und beschäftigt sich mit dem Buddhismus: Er erwartet, auf dem Berg „Gott oder Tathagata“, also Buddha, gegenüberzustehen; dann werde er „rausfinden, was es auf sich hat mit dieser ganzen Existenz, dem Leid und dem nichtsnutzigen Hin und Her“, wie er Jack Duluoz in den Mund legt.
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Im Printabo inklusive
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo
Weitere Artikel
Improvisieren lernen mit Jack Kerouac
In der Pandemie stößt unser rationaler Umgang mit dem Ungewissen an seine Grenzen. Wir sollten uns vielmehr an die Improvisationsratschläge des amerikanischen Schriftstellers Jack Kerouac halten.

Michael Jäckel: „Das Warenhaus diente als Schaufenster in die Welt“
Vor kurzem kündigte Galeria Karstadt Kaufhof die Schließung von fast 50 Filialen an. Das scheint indes nur ein weiterer Schritt in einem bereits länger andauernden Niedergang jener Warenhäuser zu sein, die Walter Benjamin einst „den letzten Strich des Flaneurs“ nannte. Der Soziologe Michael Jäckel erläutert die Entstehungsgeschichte der Warenhäuser, erklärt die Gründe für ihren Niedergang und warnt vor einer neuen „Unwirtlichkeit unserer Städte“.

Alice Kaplan: „Algerien prägte die Textur seiner Arbeit“
Camus gilt vielen als französischer Autor. Dabei war Algerien, Ort seiner Kindheit, ein ebenso starker Bezugspunkt. Wie prägte Algerien sein Schreiben? Wie sprach er über den Kolonialismus? Verkannte er dessen Spuren im eigenen Denken? Ein Gespräch mit Alice Kaplan.

Überwinde dein Wollen
Im nordindischen Bodhgaya soll Buddha zur Erleuchtung gelangt sein. Mittlerweile strömen zahllose Menschen aus dem Westen hierher, um durch die Vipassana-Meditation ihren inneren Frieden zu finden. Unser Reporter machte sich mit dieser asketischen Technik vertraut, die Entspannung und Kasteiung gleichermaßen verspricht

Benedict Wells - Der Suchende
Mit erst 30 Jahren steht sein vierter Roman kurz vor dem Abschluss. Benedict Wells hat sich als Schriftsteller früh gefunden. Gerade deshalb dominieren in seinen Büchern Suchende. Der Held des Bestsellers „Fast genial“ fahndet nach seinem Vater und „Becks letzter Sommer“ beschreibt einen turbulenten Roadtrip.
Woran erkennen Sie, dass Sie alt geworden sind?
Man ist nach dem Treppenstiegen außer Atem, erzählt immer öfter dieselben Geschichten oder scheitert an neuen Smartphone-Apps: Sind das schon Anzeichen dafür, dass man alt wird? Nicht unbedingt. Denn Rousseau, Cicero und Montaigne machten dafür drei andere Anzeichen aus.

Du bist eine Aufnahme
Seit drei Jahrzehnten arbeitet der amerikanische Rapper und Musikproduzent The RZA an einer Amalgamierung von HipHop, Kampfsport, Schach, fernöstlicher Philosophie und afro-islamischer Esoterik. Nun legt er den theoretischen Überbau dazu vor.

Gerechtigkeit als erste Tugend
Er war einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts und wurde auch von der breiten Öffentlichkeit rezipiert. Dabei ist das Werk des Gerechtigkeitstheoretikers John Rawls, der am Sonntag 100 Jahre alt geworden wäre, nach wie vor hochaktuell. Eine Würdigung von Otfried Höffe.
