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Bild: Ken Li (Unsplash)

Impuls

Lässt sich romantische Liebe rational begründen?

Maria Paiva Krug veröffentlicht am 16 Juni 2025 5 min

Romantische Liebe gilt als überwältigend, rauschhaft, unverfügbar – als etwas, das sich jeder rationalen Erklärung entzieht. Doch ist diese Vorstellung wirklich haltbar?

 

Emotionen wie Freude, Angst oder Ekel sind in der Regel Reaktionen auf bestimmte Situationen. Sie fungieren als eine Art inneres Bewertungssystem und sind gründe-sensitiv – sie treten nicht zufällig auf, sondern lassen sich durch Tatsachen oder Überzeugungen erklären. Neben diesem evaluativen Charakter werden Emotionen in der Regel noch zwei weitere Merkmale zugeschrieben: Sie sind leiblich spürbar und intentional gerichtet. Wenn wir beispielsweise Angst empfinden, ist dies in der Regel eine Reaktion auf eine wahrgenommene Bedrohung – etwa, wenn plötzlich ein bellender und knurrender Hund hinter uns auftaucht. Wir haben Angst, weil wir diese Situation als gefährlich bewerten, unsere Angst richtet sich auf den Hund und äußert sich körperlich in erhöhter Herzfrequenz oder angespannten Muskeln. Angst ist in solchen Situationen durchaus sinnvoll, denn sie veranlasst uns dazu, Schutz zu suchen oder zu fliehen. 

Doch nicht jede Angst lässt sich rational begründen. Man denke an Prüfungsangst – ein Zustand, in dem ich mich häufig genug befinde. In solchen Situationen erlebt man eine intensive Angstreaktion, obwohl objektiv keine Gefahr besteht – vor allem dann nicht, wenn man gut vorbereitet ist. Hier beruht die Emotion auf einer fehlerhaften Einschätzung der Situation: Wir sind der Überzeugung, dass uns eine bestimmte Situation bedroht, obwohl keine wirkliche Gefahr besteht.

Was hat das nun mit romantischer Liebe zu tun? Auch diese kann als gründe-sensitiv verstanden werden. In der Regel lieben wir nicht zufälligerweise jemanden, sondern aus bestimmten Gründen. Meist liegen diese – wie der Philosoph Gerhard Ernst betont – in liebenswerten Eigenschaften: Wir lieben eine Person, weil sie besonders freundlich, humorvoll, intelligent oder attraktiv ist. In dieser Perspektive ähnelt die romantische Liebe anderen Emotionen: Sie hat eine evaluative Komponente (wir nehmen bestimmte Eigenschaften als liebenswert war), eine leibliche Komponente (wir spüren etwa Aufregung oder die berühmten „Schmetterlinge im Bauch“, wenn wir mit der geliebten Person zusammen sind) und eine intentionale Ausrichtung (unsere Liebe richtet sich auf eine bestimmte Person). 

 

Einspringen der Liebesfestlegung

 

Liebenswerte Eigenschaften allein reichen jedoch nicht aus, um zu erklären, warum wir ausgerechnet diese eine Person lieben. Denn, wie Gerhard Ernst erklärt, sind solche Eigenschaften „multipel instanziierbar“ – viele Menschen besitzen Eigenschaften, die wir als liebenswert empfinden. Wenn wir jemanden lieben, weil diese Person besonders humorvoll, intelligent und freundlich ist, gibt es mit großer Sicherheit auch andere Personen, die diese Eigenschaften ebenso – oder sogar noch stärker ausgeprägt – besitzen. Zudem können unterschiedliche Eigenschaften unsere Liebe rechtfertigen: Eine Person mag weniger humorvoll oder intelligent sein, dafür aber ehrlich, gefühlvoll und kreativ – und auch solche Eigenschaften könnten uns dazu bewegen, sie zu lieben. Warum also ist es ausgerechnet diese eine Person, auf die unsere Liebe fällt?

Dafür muss man – wie Gerhard Ernst es nennt – zwischen „Liebesgefühl“ und „Liebesfestlegung“ unterscheiden. Liebesgefühle umfassen die affektive Dimension der Liebe – die stürmischen Empfindungen, die wir aus romantischen Filmen kennen: Sehnsucht, Euphorie, Verlangen nach Körperkontakt. Aber auch ruhigere Gefühle gehören dazu: geteilte Freude, Empathie, Geborgenheit. Über diese Liebesgefühle hinaus beschreibt Ernst einen weiteren Zustand, die Liebesfestlegung. Sie bezeichnet die Entscheidung, sich auf eine bestimmte Person als Geliebte festzulegen und sie nicht durch jemand anderen „ersetzen“ zu wollen. 

Gerade diese Entscheidung, so argumentiert Ernst, hat etwas zutiefst Romantisches: Wir empfinden Liebesgefühle aufgrund unterschiedlicher liebenswerter Eigenschaften. Mit der Liebesfestlegung entscheiden wir uns jedoch für eine bestimmte Person, obwohl wir wissen, dass es ebenso gute Gründe gäbe, jemand anderen zu lieben. In dem Moment, in dem wir uns festlegen, hören wir auf zu vergleichen. Die Vorzüge anderer Menschen verlieren an Bedeutung – weil wir uns genau für diese eine Person entschieden haben.

Ironischerweise gibt es für die Liebesfestlegung letztlich keinen Grund. Da es gleich gute Gründe gibt, verschiedene Personen aufgrund ihrer liebenswerten Eigenschaften zu lieben, lässt sich nicht rational begründen, warum ausgerechnet diese eine Person die „richtige“ ist. Es wäre ebenso rational, eine andere Person zu lieben. Und gerade deshalb ist die Liebesfestlegung notwendig: Sie springt dort ein, wo Gründe allein nicht weiterhelfen. Wenn mehrere gleich gute Optionen bestehen, sind wir rational zu keiner bestimmten Wahl verpflichtet – aber wir dürfen jede dieser Optionen wählen. Wenn wir uns also auf jemanden festlegen, den wir rationalerweise lieben dürfen, dann ist es auch rational, uns für diese Person zu entscheiden – selbst wenn es keine zwingenden Gründe dafür gibt.  

 

Rationale Willkür

 

Doch die Liebesfestlegung ist nicht bedingungslos. Sie lebt davon, dass die Liebesgefühle und die Gründe, die sie einst gestützt haben, weiterhin bestehen. Wenn sich die geliebte Person so verändert, dass jene Eigenschaften, die man an ihr geschätzt hat, verschwinden – oder wenn man selbst beginnt, andere Eigenschaften höher zu gewichten –, kann die Grundlage der Liebesfestlegung entfallen. Man denke zurück an die Angst: Solange der Hund hinter mir herrennt, ist Angst eine angemessene Reaktion. Doch sobald die Bedrohung vorüber ist, verschwindet auch die Angst – und das ist gut so. Genauso kann auch die Liebe verblassen, wenn ihre Grundlage nicht mehr gegeben ist.

Natürlich bezieht sich diese Beschreibung vor allem auf monogame, romantische Beziehungen. In polyamoren oder offenen Konstellationen mag die Liebesfestlegung anders funktionieren. Dennoch bleibt der zentrale Gedanke bestehen: Die Rationalität romantischer Liebe hängt davon ab, ob es gute Gründe dafür gibt, diese Person zu lieben – analog zur Angemessenheit von Angst. Solche Gründe liegen vor, wenn unsere Einschätzung der Liebenswürdigkeit einer Person mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Es reicht also nicht, irgendeinen Grund zu haben, jemanden zu lieben – vielmehr muss dieser Grund auch in der Realität verankert sein. Romantische Liebe ist dann rational, wenn sich alles in allem gute Gründe dafür ergeben, diese Person zu lieben. Was es dabei nicht braucht, sind gute Gründe dafür, im Vergleich zu anderen liebenswerten Personen ausgerechnet diese eine auszuwählen. Aber vielleicht ist es gerade diese rationale Willkür, die die Liebe so aufregend macht. •

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