Ein Dichter, der von Stärke träumt
Rainer Maria Rilke war Sinnsucher, Ästhet, Kritiker der Moderne und Verehrer diktatorischer Macht: ein Schriftsteller voller Widersprüche. Zum 150. Geburtstag beleuchten drei neue Bücher Rilkes Leben – und entdecken den „Dichter der Angst“, den Meister der Selbstmythisierung und den Mussolini-Bewunderer.
Beim Schreiben war er mit den Engeln verbündet. Sie kommen oft genug in seinem Werk vor. Privat hatte er mit Teufeln zu kämpfen. Im Leben Rainer Maria Rilkes, dem Dichter göttlicher Schönheit, war vieles nicht schön. Dass im Jahr seines 150. Geburtstags auch davon die Rede ist, versteht sich von selbst. Gleich zwei große Biografien sind erschienen, die ganz unterschiedliche Linien durch den Kosmos des Dichters ziehen. Ein weiteres, eher monografisches Werk stellt eine Frage, die absurder klingt, als sie vielleicht ist: War der späte Rilke ein Faschist? Wie eine Flaschenpost aus alten Zeiten wirkt das, was der Germanist und Autor Hans-Peter Kunisch aus der umfänglichen Schriftsteller-Korrespondenz gezogen hat: den auf Französisch geführten Briefwechsel mit der Mailänder Freundin Lella Gallarati Scotti, einer Frau, die der linksliberalen italienischen Aristokratie angehörte.
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