Neuer Realismus – Der Mensch ist kein Idiot
Das Jahrhundert schreitet unaufhörlich voran. Zeit für eine Zwischenbilanz: Hat es einen eigenen Charakter entwickelt? Vielleicht sogar einen Denkstil? In dieser Reihe stellen wir Philosophien, Theorien und Denkansätze vor, die uns zeittypisch und neu erscheinen. Diesmal: den Neuen Realismus.
Lesen Sie hier den ersten Text der Reihe: Nach der Postmoderne: Was gibt es Neues im 21. Jahrhundert?
Für einen Realisten besteht der größte Dienst, den man einem Ereignis erweisen kann, darin, es möglichst genau zu bezeugen. Dann nämlich steigen die Chancen, dass es von der Wirklichkeit in die Sphäre des Wissens übergeht und man sich als Menschheit zu ihm verhalten kann. So gesehen handelten Maurizio Ferraris und Markus Gabriel als vorbildliche Schüler ihrer eigenen Lehre, als sie am 23. Juni 2011 gegen 13:30 Uhr bei einem Mittagessen in Neapel den Neuen Realismus ins Leben riefen und seither bei jeder Gelegenheit davon berichten, stets mit einer Spur Ironie, aber im Großen und Ganzen meinen sie es doch ernst: Seither, so ihre Überzeugung, gehen die Uhren anders in der Welt der Philosophie – präziser und verlässlicher. Man traut ihnen wieder zu, dass sie die Zeit, in der wir leben, erfassen können und damit auch: die Wirklichkeit.
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Nach der Postmoderne: Was gibt es Neues im 21. Jahrhundert?
Das Jahrhundert schreitet unaufhörlich voran. Zeit für eine Zwischenbilanz: Hat es einen eigenen Charakter entwickelt? Vielleicht sogar einen Denkstil? In dieser Reihe stellen wir Philosophien, Theorien und Denkansätze vor, die uns zeittypisch und neu erscheinen.

Was ist Realismus?
In unserer Rubrik Auf einen Blick machen wir philosophische Strömungen in einem Schaubild verständlich. Diesmal: Die Position des Realismus, die die Existenz einer von unserer menschlichen Erkenntnisfähigkeit unabhängigen Außenwelt annimmt.

Kleines Lexikon des Realismus
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Ein Tag im Leben des Neuen Realisten
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Umgrenzte Unendlichkeit – Der Ostdeutsche Denkstil
Das Ostdeutsche wird oft als das Andere des Westdeutschen oder gar als „leerer Signifikant“ verstanden. Tatsächlich aber ist der ostdeutsche Denkstil eine Kraft aus der zweiten Reihe, die ein ungleich vereintes Land heilen könnte, meint Alexander Capistran.

Andreas Reckwitz: „Wir erleben einen Wandel hin zu einer Politik des Negativen“
Angesichts der Krisen des 21. Jahrhunderts fokussiert sich die Politik auf den Umgang mit Risiken. Aber welcher Preis ist damit verbunden? Ein Gespräch mit dem Soziologen Andreas Reckwitz über die Sehnsucht nach Resilienz, wertvolle Realismuseffekte und verpasste Entwicklungschancen.

Juliane Marie Schreiber: „Negativität bringt uns der Wahrheit näher“
„Positiv denken“, „Krisen als Chancen sehen“, „optimistisch bleiben“. Juliane Marie Schreiber erteilt in ihrem neuen Buch derartigen Glücksimperativen eine Absage. Ein Gespräch über depressiven Realismus und die Kraft der Negativität.

Die neue Sanftheit
Seit Jahrhunderten wird die Menschheit immer rücksichtsvoller. Der Fortschritt dieses Zivilisationsprozesses, wie Norbert Elias ihn genannt hat, lässt sich an zeittypischen Gewohnheiten ablesen. Heute erleben wir einen neuen Bändigungsschub. Aber auch eine Gegenreaktion.
