Poppers schwarze Schwäne
Noch die abstrakteste philosophische Idee wird durch ein Beispiel anschaulich. Karl Popper etwa brauchte nur einen Schwan, um zu erklären, was Wissenschaft wirklich ist.
An einem sonnigen Tag geht ein Vater mit seiner Tochter im Park spazieren. Auf dem See ziehen Schwäne lautlos ihre Bahnen. Die Tiere kommen neugierig näher, recken sich und tauchen ihre schlanken Hälse ins Wasser. „Papa, sind alle Schwäne so schön weiß?“, fragt die Tochter. Aus dieser Alltagsszene lässt sich ein Kerngedanke Karl Poppers (1902–1994) entfalten. Der Philosoph hatte ein Kriterium formuliert, mit dem man wissenschaftliche Aussagen gegen nichtwissenschaftliche abgrenzen kann. Zur Verdeutlichung dieses Abgrenzungskriteriums verwendete er den Satz: Alle Schwäne sind weiß. Der Satz ist seiner Form und seines Inhalts nach ein Kandidat für ein Naturgesetz. Immer, wenn etwas ein Schwan ist, dann ist es weiß. So wie beim Gesetz der Schwerkraft: Immer, wenn wir einen Gegenstand fallen lassen, wird er, sofern keine Gegenkräfte auf ihn einwirken, auf die Erde fallen.
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Im Printabo inklusive
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo
Weitere Artikel
Poppers vergiftetes Erbe
Der Philosoph Karl Popper sah im Falsifikationsprinzip ein Kernelement wissenschaftlichen Arbeitens. Doch impliziert dieses nicht nur eine problematische Trennung von Forschung und Ethik, sondern wurde in den letzten Jahrzehnten auch zunehmend von Klimawandelleugnern oder Impfskeptikern missbraucht – mit fatalen Folgen.

Karl Popper und die AfD
AfD-Vertreter planen die Vertreibung von Menschen aus Deutschland. Muss eine pluralistische Gesellschaft das ertragen? Der Philosoph Karl Popper hat mit seinem „Toleranz-Paradoxon“ schon vor fast 80 Jahren eine klare Antwort gegeben.

Schleierhafte Gerechtigkeit
Noch die abstrakteste philosophische Idee wird durch ein Beispiel anschaulich. Für den amerikanischen Philosophen John Rawls zeigt erst eine verschleierte Welt ihr wahres Gesicht – und weist den Weg in eine gerechtere Gesellschaft.

David Hume und die Gesellschaft als Ruderteam
Noch das abstrakteste philosophische Problem wird durch ein Beispiel klar. Der schottische Aufklärer David Hume brauchte nicht mehr als ein Ruderboot, um zu erläutern, was unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhält.

Erkennen Sie die Melodie?
Noch das abstrakteste philosophische Problem wird durch ein Beispiel anschaulich. Für den Phänomenologen Edmund Husserl offenbart sich das Wesen der Zeit in Melodien, die wir vor uns hin summen.

Ist was, Kätzchen?
Noch die abstrakteste These wird durch ein Beispiel anschaulich. Jacques Derrida nimmt die Scham vor seiner eigenen Katze zum Anlass, das Tier-Mensch-Verhältnis grundlegend neu zu denken.

In Stein gemeißelt
Noch die abstrakteste Theorie wird durch ein Beispiel anschaulich. So erklärt Aristoteles anhand einer Marmorstatue die wahren Ursachen unseres Daseins.

Die Stacheln der anderen
Noch die abstrakteste Theorie wird durch ein Beispiel anschaulich. Arthur Schopenhauer legt mithilfe eines Stachelschweins das wahre Wesen unserer sozialen Bindungen frei.
