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Bild: Marina Rosa Weigl, Laura Schaeffer; Dominique Wollniok; Etienne Lehnen; Gabriela Portilho

Fünf Menschen erzählen

Meine Alternative

David Lauer veröffentlicht am 13 November 2023 11 min

Das menschliche Dasein zeichnet sich auch durch die Möglichkeiten aus, die uns verstellt sind. Die wir nicht gelebt haben und nicht leben werden. Fünf Menschen erzählen, wie sie damit umgehen.

 

Menschen sind fasziniert von der Frage nach möglichen alternativen Verläufen ihres Lebens. Doch warum eigentlich? Ist das nicht müßige Spekulation? Hätte, hätte, Fahrradkette? Sind nicht die Fakten allein entscheidend dafür, wer wir sind? Martin Heideggers epochales Buch Sein und Zeit von 1927 enthält die vielleicht grundlegendste Erläuterung, warum es nicht so ist, warum sich das Leben des Menschen wesentlich in einem Raum alternativer Möglichkeiten abspielt. Der Mensch, schreibt Heidegger (oder, wie er vorzieht zu sagen, „das Dasein“), ist wesentlich seine Möglichkeit. Wie ist dieser dunkle Satz zu verstehen?

Menschen fühlen, dass für die Frage, wer sie jetzt und hier sind, die vergangenen Möglichkeiten, die ihnen offenstanden, die sie jedoch nicht ergriffen haben, nicht weniger entscheidend sind als die, die sie tatsächlich gewählt haben. Sie fühlen, dass man nur versteht, was es bedeutet, dass sie dies oder jenes geworden sind, wenn man weiß, was sie stattdessen auch hätten werden können. So scheint das, was sie nicht geworden sind, aber hätten werden können, nicht weniger Teil ihrer Identität zu sein als das, was sie faktisch geworden sind.

Doch nicht nur aus der Vergangenheit, sondern auch aus der Zukunft kommend sind wir mitten im Leben von Möglichkeit umfangen. Unsere vergangenen Möglichkeiten, so könnte man sagen, sind immer noch hier. Unsere zukünftigen Möglichkeiten aber sind immer schon hier. Auf unser Leben zurückblickend, sehen wir: In diesem oder jenem Moment hat sich etwas entschieden, das auch anders hätte entschieden werden können. Und wir verstehen, dass genau dieselbe Struktur jeden Moment unseres Lebens kennzeichnet, auch den der Gegenwart – diesen Moment, genau jetzt, genau hier. Dieser Moment, dieser nächste Schritt könnte in zehn Jahren der Moment geworden sein, auf den ich zurückblicke und denke: Das war der entscheidende Moment. Unsere Gegenwart, so meint Heidegger, gewinnt nur aus diesem Zukunftsbezug ihre eigentliche Bedeutung. Wir treffen unsere jetzigen Entscheidungen, indem wir aus einer gedanklich vorweggenommenen Zukunft auf den gegenwärtigen Moment zurückzublicken versuchen. Und obwohl von den zahllosen möglichen Zukünften, die sich vor uns erstrecken, nur eine am Ende faktisch die unsere geworden sein wird, gehören sie doch alle gleichermaßen zu einer vollständigen Erzählung davon, wer ich heute bin. Deshalb bin ich jetzt schon der, aus dem dereinst einmal dies oder jenes geworden sein wird, genauso wie der, aus dem etwas ganz anderes nicht geworden sein wird, obwohl diese Möglichkeit ein Teil von mir ist und bleiben wird.

So, meint Heidegger, hat der Mensch nicht nur in jedem Augenblick seines Lebens zahlreiche Möglichkeiten, sondern ist diese Möglichkeiten: weil er sich selbst im Hier und Jetzt nur in Bezug auf seine möglichen alternativen Vergangenheiten und seine möglichen alternativen Zukünfte versteht. Das Nachdenken über alternative Leben gehört deshalb zu unserem Leben wesentlich dazu, wie auch die folgenden Erzählungen zeigen.

 

Fee Griebenow, 21 Jahre, Studentin, auf Identitätssuche

„Ich habe gelernt, dass man Entscheidungen auch rückgängig machen kann“

Ich erlebe gerade mein letztes Jahr an der Universität und natürlich bin ich mit vielen großen Entscheidungen konfrontiert. Wo will ich zum Beispiel leben? In Edinburgh, wo ich gerade studiere? Oder doch in Berlin, wo ich normalerweise wohne und geboren bin? Oder will ich gar keinen festen Wohnsitz? Gerade war ich in Indonesien, wo man sehr gut surfen kann, und viele Leute, die ich dort traf, reisen einfach den guten Wellen hinterher. Im Grunde fällt es mir gar nicht schwer, Entscheidungen zu treffen, weil meine Mutter mir schon sehr früh beigebracht hat, dass man Entscheidungen auch rückgängig machen kann. Das ist sehr befreiend. Gleichzeitig aber bin ich mit Leuten konfrontiert, die in meinem Alter schon das erste Buch geschrieben haben, sehr fokussiert sind und ganz genau wissen, wer sie sind und wo sie hinwollen. Auch in den sozialen Medien lässt sich ein regelrechter Drang beobachten, Identität fest zuzuschreiben: Bist du ein Granola-Girl? Ein Gym-Girl? Ein Soft-Girl? Es geht dabei immer darum, welche Ästhetik ich verkörpern will, wie ich mich auf Instagram inszeniere. Vielleicht ist diese unentwegte Identitätssuche auch eine Reaktion darauf, dass uns so viele Wege offenstehen, gerade im Netz. Ich selbst würde für mich sagen, dass ich mehrere Ichs in mir trage, die ich alle anzuspielen versuche. Deshalb möchte ich auch gar nicht allzu große Pläne machen. Die Herausforderung ist, weder zu weit in die Zukunft hineinzuplanen noch sich ganz orientierungslos in der Gegenwart zu verlieren.

 

Kommentar David Lauer

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