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Bild: © Karim Ben Khelifa

Essay

Von der Verzweiflung zur Versöhnung

André Comte-Sponville veröffentlicht am 14 April 2022 15 min

Das Absurde ist „meine erste Wahrheit“, schreibt Camus in Der Mythos des Sisyphos. Es entsteht in der Konfrontation mit einer schweigenden Welt, die den Menschen in die Ohnmacht zu stürzen – aber auch zum Glück zu führen vermag. Ein Essay von André Comte-Sponville.

 

Camus ist nicht nur ein großer Schriftsteller. Er ist auch ein bedeutender Philosoph, einer jener selten zu findenden, die eine neue Orientierung der menschlichen Empfindsamkeit und Intelligenz anzeigen. Man hat ihn allzu rasch dem Stoizismus zugeordnet – in der Philosophie der bunten Säulenhalle hat das Absurde aber keinen Platz, weshalb Camus offensichtlich kein Stoiker ist. Oder aber er erfindet einen Stoizismus des Absurden, einen Stoizismus für unsere Zeit, und das wäre bereits ein recht hübsches Geschenk, was er uns da gemacht hätte. Dass man bestimmte Akzente von Epiktet und vor allem von Marcus Aurelius bei ihm wiederfinden kann, dieselbe brüderliche Größe, dieselbe Würde, dieselbe Noblesse, schmälert in keiner Weise das, was wir ihm schuldig sind, ganz im Gegenteil: In der heutigen Zeit und dem bei uns herrschenden geistigen Klima bedürfen wir genau dieser Größe.

Gestatten Sie mir ein vertrauliches Geständnis: Ob meine Kinder die Kritik der reinen Vernunft oder die Phänomenologie des Geistes lesen oder nicht, ist mir ziemlich gleichgültig; doch ich würde es für sie, für ihr Leben als Mensch, bedauerlich finden, wenn sie nicht eines Tages, und wenn möglich in ihrer Jugend, Der Mythos des Sisyphos lesen. Das ist freilich nicht der einzige Fall; das Gleiche würde ich im Hinblick auf Pascals Gedanken oder auf die Essays von Montaigne sagen. Wenn Camus auch nicht an deren unerschöpflichen Reichtum heranreicht, so muss man doch sagen, dass er für einen jungen Menschen von heute leichter zugänglich und vielleicht in gewisser Hinsicht auch notwendiger ist. Stefan Zweig merkte an, dass Montaigne eher ein Autor für das reifere Alter sei: „Man darf nicht allzu jung, nicht ohne Erfahrungen und Enttäuschungen sein, um ihn richtig würdigen zu können.“ Camus wäre eher – was man ihm oft und unüberlegt zum Vorwurf gemacht hat – ein Autor für die Jugend. Was freilich nicht heißt, dass man ihn nicht später lesen oder wiederlesen könnte, doch setzt er keine besondere Anhäufung von Erfahrungen, kein spezielles Wissen voraus. Er berührt, egal wie alt der Leser ist, vor allem die in ihm erhaltene oder wiedergefundene Jugend. Camus denkt so nahe es geht am Leben, so nahe es geht an der Emotion, die den Körper schüttelt, oder an der Angst, die ihn umklammert. Deshalb denkt er so gut, so richtig, so stark. Denken eines Lebendigen, das ist es, was die todbringenden Schulmeister – all die übrigen – ihm nie verzeihen werden. Doch das ist unwichtig. Camus schert sich nicht um ihre Vergebung.

 

Das Absurde

 

Nichts ist an sich absurd. Das Absurde, bemerkt Camus, entsteht immer „durch einen Vergleich“ zwischen zwei oder mehreren unverhältnismäßigen oder widersprüchlichen Objekten, und so „wird die Absurdität umso größer sein, je größer der Abstand zwischen meinen Vergleichsobjekten ist“. Wenn ich zum Beispiel „sehe, wie ein Mann sich mit blanker Waffe auf eine Gruppe von Maschinengewehren stürzt, dann werde ich seine Tat absurd finden“. Seine Geste mag durchaus einen Sinn haben, sie hat sogar ganz bestimmt einen, wird aber nichtsdestoweniger als absurd beurteilt „aufgrund des Missverhältnisses zwischen seiner Absicht und dem, was ihn erwartet, aufgrund des Widerspruchs, den ich zwischen seinen wirklichen Kräften und seinem Ziel feststellen kann“. Das Absurde ist nicht Abwesenheit von Sinn, sondern paradoxes oder unmögliches Zusammentreffen: „Das Absurde ist im Wesentlichen eine Entzweiung. Es ist weder in dem einen noch in dem anderen der verglichenen Elemente. Es entsteht durch deren Gegenüberstellung.“

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