Das Tier, das erzählt
In seiner Kolumne aus der aktuellen Ausgabe widmet sich Gert Scobel dem Buch Die Krise der Narration von Byung-Chul Han, das die Erzählung davor beschützen will, nur noch „Content“ sein zu müssen.
Byung-Chul Han ist ein Meister der philosophischen Durchdringung unserer Gegenwart. Und auch sein jüngstes Buch, Die Krise der Narration, widmet sich treffsicher einem schon seit Jahren heiß diskutierten Problem. Insbesondere aus den Reihen der linken und ökologischen Bewegungen werden „neue Narrative“ gefordert. Diese müssten nachhaltig, verständlich und mitreißend sein, um sich gegen den Neoliberalismus durchsetzen zu können, der dringend nötige Transformationsprozesse behindere. Ohne näher auf Jean-François Lyotard einzugehen, erinnert Byung-Chul Hans Argumentation an dessen in den 1980er-Jahren formulierte Analyse des postmodernen Wissens. Damals sahen sich plurale Denk- und Lebensformen dem Tod der großen Erzählungen gegenüber. Was einerseits als Befreiung verstanden wurde und andererseits mit der Inflation pluraler Perspektiven einherging – und diese mit der Dominanz des technologischen und wissenschaftlichen Denkens.
Byung-Chul Han beklagt diesen Paradigmenwechsel. Erzählungen hätten die Kraft, „uns im Sein zu verankern“, sie wiesen uns einen Ort in der Welt, der Halt und Orientierung gibt. Informationen hingegen seien fluide, kontingent und unbeständig – und nicht in der Lage, den Moment zu überdauern, in dem sie aufgenommen würden.
Leben ist Erzählen
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