Netzlese
Fünf Klicktipps für den Sonntag. Diesmal mit dem moralischen Status von Mars-Mikroben, einer neurologischen Glücksmaschine, autoritären Reflexe, Identitätsverlust durch Schneeschwund sowie der Biologisierung des Sozialen.
◉ Angesichts des gerade gelandeten Mars-Rovers „Perseverance“ beschäftigt sich die Philosophin und Astrophysikerin Sibylle Anderl auf Deutschlandfunk Kultur mit der kniffligem Frage nach dem moralischen Status jener außerirdischer Mikroben, die die NASA-Mission zu finden hofft.
◉ Jakob Pallinger erinnert im Standard an ein 1974 angestelltes Gedankenexperiment des Philosophen Robert Nozick, wonach es eine Art neurologische Glücksmaschine gäbe, die Menschen, einmal angeschlossen, pausenlos Freude im Gehirn simulierte. Während Epikur oder John Stuart Mill diese womöglich begrüßt hätten, lehnte sie Nozick ab, da bedeutungsvolles Leiden wertvoller sein könne als bedeutungslose Freuden.
◉ Im Interview mit der Nemetschek-Stiftung erläutert der Philosoph Philipp Hübl, wie man bei pandemischen Fehlverhalten von Mitbürgern reagieren sollte, wieso Krisenzeiten stets autoritäre Reflexe hervorbringen und weshalb die Menschheit ein großes Glück hat, dass die weltweite Verbreitung des SARS-COV2-Virus nicht 50 Jahre früher stattgefunden hat.
◉ Obwohl die vergangenen Tage in Mitteleuropa ungewöhnlich winterlich waren, bleibt der klimatische Trend klar: Durch die globale Erwärmung gibt es immer weniger Schnee. In einem Feature für die BBC illustriert Katarina Zimmer, inwiefern das gerade für nordische Länder langfristig nicht nur psychologische, sondern auch identitätsbezogene Folgen hat.
◉ In einem Essay in der taz denkt Adrian Lobe mit Michel Foucault über die schleichende „Biologisierung der Gemeinschaft“ nach, die sich im Zuge der Pandemie vollzieht. Sollte etwa ein Impfpass zur gesellschaftlichen „Geschäftsgrundlage“ werden, bedeutete das eine Umcodierung des Sozialen, mittels derer körperliche Gesundheit zum Zugangsprivileg avanciert.