Ins Offene — Wie lebe ich mit der Ungewissheit
Nr. 53 - Aug./Sep. 2020
Ins Offene – Wie lebe ich mit der Ungewissheit?
Nichts ist sicher, nichts vorhersehbar. In der Coronakrise spitzt sich eine Ungewissheit zu, die fundamental für unser Leben ist. Wie umgehen mit dieser Schwebe?
„Wir sollten die Illusion der Gewissheit verlernen“
Wie können wir uns in einer unsicheren Gegenwart richtig entscheiden? Der Psychologe und Risikoforscher Gerd Gigerenzer über gelingende Kontingenzbewältigung und die Kraft der Intuition.
Verliebt euch!
In Phasen der Unsicherheit regiert die Angst. Ein Gefühl, das in der Philosophie oft verherrlicht wird als Weg zu sich selbst. Höchste Zeit für eine Alternative. Von Theresa Schouwink.
„Die Wahrheit über Israel zu zensieren, leistet dem Antisemitismus Vorschub“
Gerade in Deutschland steht Kritik an israelischer Politik schnell unter Antisemitismusverdacht. Der israelische Philosoph Omri Boehm wendet sich gegen eine Mythisierung des Holocausts.
Der Extrembotaniker
Da, wo niemand sein will, forscht Jürgen Feder. Auf Rastplätzen, Autobahnen, Industriebrachen entdeckt er eine Pflanzenwelt, die den herkömmlichen Unterschied zwischen Kultur und Natur aufhebt – und den Botaniker begeistert. Foto: © Roman Pawlowski d
„Familie ist kein Naturereignis“
Welche Technologien dürfen wir nutzen auf dem Weg zum Wunschkind? Sollte Leihmutterschaft erlaubt sein? Barbara Bleisch und Andrea Büchler erörtern die ethischen und rechtlichen Herausforderungen der Reproduktionsmedizin.
Hegel und der Fortschritt
Für Hegel, der gerade 250. Geburtstag feiert, schritt die Geschichte unaufhaltsam ihrem Idealzustand entgegen. Seit Beginn der Corona-Zeitrechnung scheint es, als könne das „Ende der Geschichte“ nur eines mit Schrecken sein. Oder drückt der fortschrittsbesessene Weltgeist noch mal ein Auge zu? Ein Essay von Peter Neumann.
Inhalt
Intro /
- Editorial
- Beitragende
Arena /
- Denkanstöße
- Einwurf Für Ambiguitätsaktivismus / Lehren aus der Coronakrise: Interview mit Ivan Krastev / Globaler Maskenball
- Sinnbild
- Perspektive „Die Wahrheit über Israel zu zensieren, leistet dem Antisemitismus Vorschub“ Gespräch mit Omri Boehm
- Fundstück Elias Canetti: „Masse und Macht“
- Pro&Contra Liegt die Zukunft der Arbeit zu Hause? Martin Gessmann versus Susanne Schmetkamp Dorn denkt Fass mich nicht an! Kolumne von Thea Dorn
Leben /
- Weltbeziehungen Der innere Feind / Stoischer Höhenflug / Aftselakhis
- Der Extrembotaniker Jürgen Feder im Porträt Von Florian Werner
- Lösungswege Welchen Sinn hat Angst?
- „Familie ist kein Naturereignis“ Gespräch mit Barbara Bleisch und Andrea Büchler
- Unter uns Die Sache mit dem Schweiß Kolumne von Wolfram Eilenberger
Dossier / Ungewissheit
- Die Verantwortung der Freiheit Von Nils Markwardt
- Stell dich der Kontingenz „Wir sollten die Illusion der Gewissheit verlernen“ Interview mit Gerd Gigerenzer
- Konzentrier dich aufs Wesentliche Mein Halt Reportage von Svenja Flaßpöhler
- Setz dich aufs Spiel Verliebt euch! Essay von Theresa Schouwink
Klassiker /
- Hegel und der Fortschritt Essay von Peter Neumann
- Überblick Was ist Neuplatonismus?
- Zum Mitnehmen Spinozas „Ethik“
- Menschliches, Allzumenschliches Comic von Catherine Meurisse
Bücher /
- Kurz und bündig Kolumne von Jutta Person
- Buch des Monats Paul B. Preciado: „Ein Apartment auf dem Uranus“
- Thema Arbeit am Mythos 100 Jahre Hans Blumenberg
- Scobel.mag Kolumne von Gert Scobel
- Sommertipps aus der Redaktion
Finale /
- Ästhetische Erfahrung Musik: Joan As Police Woman / Serie: „Snowpiercer“ / Ausstellung: Hannah Arendt
- Agenda
- Leserpost / Impressum
- Phil.Kids
Arena
Omri Boehm: „Die Wahrheit über Israel zu zensieren, leistet dem Antisemitismus Vorschub“
Gerade in Deutschland steht Kritik an israelischer Politik schnell unter Antisemitismusverdacht. Der israelische Philosoph Omri Boehm wendet sich gegen eine Mythisierung des Holocausts und fordert eine Rationalisierung der Debatte. Ein Gespräch über falsche Identitätspolitik – und eine Utopie namens Israel.

Berührungsfurcht
Abstandhalten zu anderen Menschen ist keine Zumutung. Sondern, so schrieb Elias Canetti in seinem Hauptwerk „Masse und Macht“, ein zutiefst menschliches Bedürfnis.
Liegt die Zukunft der Arbeit zu Hause?
Durch die Coronakrise wurden Homeoffice und Videokonferenzen für viele Menschen zur neuen Normalität. Nur eine Notlösung – oder ein Konzept mit Potenzial?
Fass mich nicht an!
Was haben die MeToo-Debatte und unser Verhalten in der Coronakrise gemein? Auf den ersten Blick nichts, auf den zweiten offenbart sich eine strukturelle Ähnlichkeit, meint Thea Dorn
Leben
Der innere Feind
Hasskommentare sind ein bekanntes Problem in sozialen Netzwerken. Doch mitunter zeigt sich: Adressat und Absender sind dieselbe Person. Was würde Freud dazu sagen?
Der Extrembotaniker
Da, wo niemand sein will, forscht Jürgen Feder. Auf Rastplätzen, Autobahnen, Industriebrachen entdeckt er eine Pflanzenwelt, die den herkömmlichen Unterschied zwischen Kultur und Natur aufhebt – und den Botaniker begeistert.

Welchen Sinn hat Angst?
Angst ist ein Gefühl erhöhter Fluchtbereitschaft – entgegen der Furcht jedoch ohne konkrete Gefahr. Wieso ängstigen wir uns? Drei Antworten von Epikur, Søren Kierkegaard und Sigmund Freud.

Barbara Bleisch und Andrea Büchler: „Familie ist kein Naturereignis“
Welche Technologien dürfen wir nutzen auf dem Weg zum Wunschkind? Sollte Leihmutterschaft erlaubt sein? Barbara Bleisch und Andrea Büchler erörtern die ethischen und rechtlichen Herausforderungen der Reproduktionsmedizin – und sprechen sich klar gegen Verbote aus.

Unter uns: Die Sache mit dem Schweiß
Folge 6: Wer in der Sommersonne badet, weiß: Es führt ein Weg von der Transpiration in die Transzendenz.
Dossier: Ungewissheit
Es kam so überraschend wie verheerend.
Das Coronavirus, das die Welt Anfang 2020 erfasste und in vielen Bereichen noch immer unseren Alltag bestimmt, erzeugte vor allem eines: ein globales Gefühl der Ungewissheit. Wurde das soziale Leben in kürzester Zeit still gestellt, Geschäfte, Kinos und Bars geschlossen und demokratische Grundrechte eingeschränkt, blieb zunächst unklar, wie lange dieser pandemische Ausnahmezustand andauern würde. Und selbst jetzt, da sich das Leben wieder einigermaßen normalisiert zu haben scheint, ist die Unsicherheit nach wie vor groß: Wird es womöglich doch noch eine zweite Infektionswelle geben? Wie stark werden die wirtschaftlichen Auswirkungen des Shutdowns sein? Entwickeln sich Gesellschaften nun solidarisch weiter oder vollziehen sie vielmehr autoritären Rollback? Ganz zu schweigen von den individuellen Ungewissheiten: Kann ich im Sommer in den Urlaub fahren? Werde ich im Herbst noch Arbeit haben? Hält die Beziehung der Belastung stand? Kurzum: Selten war unsere so planungsbedürftige Zivilisation mit so viel Ungewissheit konfrontiert wie derzeit.

Gerd Gigerenzer: „Wir sollten die Illusion der Gewissheit verlernen“
Wie können wir uns in einer unsicheren Gegenwart richtig entscheiden? Der Psychologe und Risikoforscher Gerd Gigerenzer über gelingende Kontingenzbewältigung und die Kraft der Intuition.

Mein Halt
Wie lassen sie sich erkennen, die wahren Säulen unseres Seins, auf die wir uns gerade in unsicheren Zeiten stützen können – und durch die wir die Zuversicht nicht verlieren? Drei Menschen erzählen von ihren Erfahrungen auch jenseits der Coronakrise.

Verliebt euch!
In Phasen der Unsicherheit regiert die Angst. Ein Gefühl, das in der Philosophie oft verherrlicht wird als Weg zu sich selbst. Höchste Zeit für eine Alternative.

Klassiker
Hegel und der Fortschritt
Für Hegel, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, schritt die Geschichte unaufhaltsam ihrem Idealzustand entgegen. Die These wurde kritisiert, aktualisiert und erneut revidiert. Seit Beginn der Corona-Zeitrechnung scheint es, als könne das „Ende der Geschichte“ nur eines mit Schrecken sein. Oder drückt der fortschrittsbesessene Weltgeist noch mal ein Auge zu? Ein Essay von Peter Neumann.

Spinozas Begriff der Natur
Baruch de Spinoza unterscheidet zwischen „schaffender Natur“, die er mit Gott gleichsetzt, und „geschaffener Natur“. Was hat das zu bedeuten? Wir helfen weiter!

Sarvepalli Radhakrishnan (1888–1975)
Staatspräsident, Brückenbauer und einflussreicher Religionsphilosoph
Bücher
Ein Stück vom Horizont
Der Philosoph und Gender-Theoretiker Paul B. Preciado berichtet von seiner Geschlechtsumwandlung und dem utopischen Potenzial des Dazwischen.
