Platon
Gibt es auf der Welt etwas, das feststeht? Das immer wahr ist, das absolut richtig und schön ist? Oder muss man eingestehen, dass sich alles je nach Ort, Zeit und Geisteshaltung ändert? Dass die Wahrheit in Wirklichkeit den Schönrednern gehört, die Macht den Gerissensten oder Gewalttätigsten, die Moral den Heuchlern? Platon rebelliert gegen die Idee, dass alles bloße Meinung sei. Seine Absicht ist es, eine absolute Wahrheit zu finden.
Wie kam es zu diesem Projekt? Um 428 vor Christus in Athen in eine adlige Familie geboren, wurde er schnell einer von Sokrates Schülern, der vermutlich erstaunlichsten Persönlichkeit der Stadt. Dieser zog durch die Straßen und stritt mit denen, die ihr Wissen zu einem Geldberuf gemacht hatten: Rhetoriker und Sophisten, die ihre Talente verkauften, ehrgeizige Politiker, Gelehrte aller Art. Indem er diesen auf ironische Weise fragen stellte, zeigte Sokrates, dass sie im Grunde nicht viel wissen. Im Jahr 399 vor Christus, als Sokrates von der athenischen Demokratie zum Tode verurteilt wurde, rebellierte Platon. Er erzählt den Prozess und den Tod seines Lehrmeisters in der Apologie des Sokrates, dem Kriton, dem Phaidon... Fast sein ganzes Werk besteht aus sehr lebendigen Dialogen, deren Hauptfigur Sokrates ist.
Die Verurteilung von Sokrates bringt Platon zu einer wichtigen Einsicht: Wenn die Demokratie, in der die Meinung der Bürger gehört wird und so die Mehrheit entscheidet, was richtig und was falsch ist, einen Wahrheitssuchenden wie Sokrates zum Tode verurteilt, ist sie nicht das beste aller politischen Systeme.
Einige Jahre später erklärte sich Platon bereit, dem Tyrannen von Syrakus zur Seite zu stehen, um ihn zu beraten. Zweifellos wollte er sich in den Dienst einer vernunftbasierten Regierung stellen und nicht einer dienen, die den wechselnden Stimmungen des Volkes unterliegt. Das Experiment stellte sich als Katastrophe heraus: Platon wird verjagt und vielleicht sogar in die Sklaverei verkauft. Nach seiner Rückkehr gründete er eine Schule, die Akademie. Diese wird noch Jahrhunderte später nichts von ihrem Glanz verloren haben.
Platon ließ nunmehr seine Lehre und sein Werk sprechen: Er lässt Sokrates gegen den Sophisten Protagoras, den Rhetoriker Gorgias oder – im Symposion über die Liebe sprechend – den Dramatiker Aristophanes opponieren. In der Politeia entfaltet er seine Idee eines Staates, der von Philosophenkönigen regiert wird, die allen Verlockungen widerstehen und praktisch unfehlbar sind. In diesem langen Dialog fasst er auch zusammen, wie wir seiner Meinung nach die Welt wahrnehmen. Die Rede ist natürlich vom berühmten Höhlengleichnis: Alles, was wir mit unseren Sinne wahrnehmen, ist eine Illusion über das Wesen – oder die ewige Idee – der Dinge. So gibt es beispielsweise viele verschiedene Tische. Aber dass wir sie alle so bezeichnen, dass wir sie überhaupt als solche erkennen können, liegt daran, dass wir das Wesen des Tisches vor Augen haben, der nicht aus Holz ist und nicht vier Beine hat, der sich nie abnutzt. So definiert Platon alles neu, was die Menschen suchen: das Schöne, das Wahre, das Gerechte usw. Um zu den Ideen zu gelangen, bedarf es einer langen Ausbildung, vor allem im Bereich der mathematischen Abstraktion.
Platons Hauptanliegen war es, eine reine Wahrheit zu finden, die über die Erscheinungen hinausgeht. Auch heute inspiriert er damit noch Philosophen wie Alain Badiou.
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Zitate
Die Musik aber ist der wichtigste Teil der Erziehung: Rhythmen und Töne dringen am tiefsten in die Seele und erschüttern sie am gewaltigsten